Bericht über die Türkei-Rundreise
Jahrgangsreise in die Türkei und die Stätten der Antike
wie auch schon bei den letzten beiden runden Geburtstagen des Jahrgangs 1955/56 wird auch dieses Mal dieser Anlass traditionell mit einer mehrtägigen Reise in einem und einer 3-tägigen Feier im anderen Kalenderjahr gebührend gefeiert.
Ziel der diesjährigen 7-tägigen Jahrgangsreise war die Türkei, wobei neben einem Besuch unseres Jahrgangsmitglieds Ayse in der Metropole Istanbul auch eine Rundreise zu bedeutenden Stätten der Antike auf dem asiatischen Teil des Landes führte.
Gleich am ersten Abend nach der Ankunft der 40 Jahrgänger in der Millionenstadt Istanbul, deren Einwohnerzahl sich täglich um mehrere Tausend Menschen erhöht, konnten sie sich bei einer von unserer Jahrgangskollegin Ayse organisierter Abendveranstaltung ein Bild davon machen, dass der kulturelle Einfluss unterschiedlichster Bevölkerungsgruppen dieses Land, das sich heute Türkei nennt, auf vielseitige Art geprägt hat.
Dieser Abend mit traditionellem Essen, Musik, Tanz unter aktiver Teilnahme einiger unserer weltoffenen Jahrgangsmitglieder zeigte, dass uns in den nächsten Tagen weit mehr erwarten würde als Döner und Bauchtanz.
Im ehemaligen Byzanz, späteren Konstantinopel und heutigen Istanbul wurde einst Weltgeschichte geschrieben. Über die Jahrtausende beherrscht von Völkern aus den Großkulturen der Geschichte wie Hethitern, Persern, Byzantinern, Griechen, Römern, Venezianern, Osmanen usw. sind diese Einflüsse auch heute überall noch präsent, besonders sichtbar in den prachtvollen Bauwerken, deren bekannteste man als unverkennbare Kulisse der Stadt am Bosporus kennt und deren historische Altstadt zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Als weltweit einzige Stadt auf zwei Kontinenten prallen in der jüngeren Zeit vermehrt die westliche und die orientalisch traditionelle Weltanschauung auf engstem Raum zusammen.
Unter der Leitung eines fachkundigen und überaus engagierten Reiseführers konnten sich die Jahrgänger nach einer für hiesige Verkehrsverhältnisse gewöhnungsbedürftigen Stadtrundfahrt ein Bild von den bekanntesten Kultstätten religiöser und weltlich orientalischer Macht ihrer Zeit machen.
Der Besuch der orthodoxen Chora Kirche aus byzantinischer Zeit, die von den Osmanen errichtete Sultan-Ahmet-Moschee (Blaue Moschee) sowie des Topkapi Palastes mit seinem Harem, den Reliquien sowie den berühmten Schatzkammern mit unschätzbarem Wert waren sehr beeindruckend. Die Jahrgänger waren fasziniert davon, zu welchen baulichen, künstlerischen und handwerklichen Leistungen die Menschen früherer Generationen in der Lage waren, um für die Nachwelt einen Einblick in das Leben früherer Zeiten zu erhalten.
Am nächsten Tag ging es mit der Fähre über die Meeresenge der Dardanellen, welche durch die Schlacht bei Gallipolli und die Ereignisse des 1. Weltkriegs vor 100 Jahren zu trauriger Berühmtheit gelangt sind, in Richtung Troja. An diesem UNESCO-Weltkulturerbe und Ausgrabungsstätte des berühmten Archäologen Heinrich Schliemann soll nach der homerischen Ilias über 10 Jahre lang der trojanische Krieg stattgefunden und nur durch die List des Odysseus beendet worden sein. Der Nachbau des bekannten trojanischen Pferdes kann zur besseren Vorstellungskraft für Interessierte heute noch bestiegen werden, während von der Stadt Troja selbst und ihrer ehemaligen Pracht nur sehr wenig übrig geblieben ist.
Wesentlich mehr ist jedoch vom nächsten Zielort der Reise, der ehemaligen Stadt Pergamon, erhalten. Dort wurde nicht nur das Pergamentpapier erfunden, sondern diese Stadt gilt auch als Adressat einer der sieben Sendschreiben aus der Johannesoffenbarung. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten dieser antiken Stadt zählen das Theater, die Akropolis, der Trajan Tempel, die Bibliothek und der Zeus-Altar. Wer das gesamte Bauwerk im Pergamonmuseum in Berlin kennt, kann sich die einstige Macht und den hohen kulturellen Stellenwert antiker griechischer Gesellschaften sehr gut vorstellen.
Die nächste Station war Bursa, die ehemalige Hauptstadt des osmanischen Reiches, die Route führte durch das landschaftlich überaus reizvolle Gebiet mit sanften Hügeln, Flüssen und fruchtbaren Obst- und Gemüsefeldern der Ägäisregion. Die Stadt selbst liegt an dem 2.500 m hohen schneebedeckten Berg Uludag und wirkt, da abseits der touristisch bevorzugten Städte, noch recht authentisch. Im berühmten Seidenbasar, der sich in einer ehemaligen Karawanserei mit begrüntem Innenhof befindet und an die modernen Einkaufsmalls erinnert, konnte nach Herzenslust gestöbert, gehandelt oder auch bei einem Tee einfach nur dem Treiben in diesem umtriebigen Teil der Stadt zugeschaut werden.
Am Folgetag ging es weiter in Richtung Iznik, bei der in der bekannten Hagia Sophia im Jahr 325 das berühmte Konzil von Nicäa stattgefunden hat. An diesem geschichtsträchtigen Ort wurden vor nahezu 1700 Jahren für die christliche Kirchengeschichte richtungsweisende Entscheidungen getroffen.
Über die asiatische Seite ging es zurück nach Istanbul, in dem die Jahrgänger in den verbleibenden drei Tage für den Besuch weiterer Sehenswürdigkeiten wie der Hagia Sophia, der Süleyman-Moschee, des Hippodroms und der schönen Parkanlagen des Topkapi-Palastes mit ihrem buntem Blumenmeer, dem Galataturm und vieles weitere genutzt haben.
Besonders das Labyrinth des ägyptischen Bazars mit unzähligen Ladengeschäften, prall gefüllt mit Unmengen von Gewürzen, Stoffen, Süßigkeiten und allem Nützlichen und Unnützlichen, hatte es den Jahrgängern angetan, eine kleine Pause im Cafe Oriental bei einem Tee oder türkischem Mokka war Pflicht, um sich in die orientalische Lebensart mit Handel und Geschäftigkeit einfühlen zu können.
Weiterer Höhepunkt war eine Fahrt auf dem Bosporus, bei der von der Wasserseite aus die Residenzen der Reichen und Superreichen, Sommersitze ehemaliger Sultane und sonstiger Mächtiger mit Geld und Einfluss, Nobelhotels und alles was gut und teuer ist, bestaunt werden konnte.
Im Gegenzug dazu findet man ganze Stadtviertel mit historischen Holzhäusern, baufälligen Behausungen und zugewachsenes Mauerwerk neben modernen Wohnblocks mit vielen Etagen. Dazwischen steht in der Megapolis Istanbul immer wieder eine der 2400 Moscheen, bei denen die Muezzins fünf Mal täglich mit lauter Stimme zum Gebet rufen. Das Verkehrschaos findet nicht nur auf den Straßen statt, selbst für Fußgänger wird die ganz banale Fortbewegung zu Fuß zum nicht unterschätzbaren Risiko. Der Zuwachs an täglich 500 neu zugelassenen Fahrzeugen und der scheinbar unkontrollierte Zustrom an Menschen aus den verschiedenen Landesteilen und anderer Regionen in die Hauptstadt scheint ein Zeichen für die ungebrochene Attraktivität dieser Millionenstadt zu sein. Es bleibt zu wünschen, dass Istanbul den Herausforderungen der Gegenwart und der nächsten Zukunft gewachsen sein wird.
Unvergessliche Erlebnisse und Eindrücke nehmen alle Jahrgänger von dieser Reise mit. Wie es der Zufall wollte, konnten jeweils zu Beginn und zum Ende der 7-tägien Reise eine der Teilnehmerinnen ihren 60. Geburtstag feiern. Mit jeweils einer kleinen Feier und einem gemeinsamen Hoch auf die Geburtstagskinder hätte diese Reise keinen besseren Rahmen finden können. Mit dem allerherzlichen Dank an die Organisatoren Barbara Lang und Ayse in Istanbul bereitet sich der Jahrgang schon auf die nächste Veranstaltung vor. (ES)