Bericht Ausflug Ostfriesland
Jahrgang 55/56 in Ostfriesland
Nach der letztjährigen Bodenseetour hat es den reiselustigen Jahrgang 1955/56 dieses Mal an das andere Ende der Republik in die Region zwischen Emsland und Nordsee gezogen. Bei dieser 6-tägigen Reisekonnten die Jahrgänger das doch für die meisten unbekannte Gebiet von dessen bester Seite kennen-lernen. Strahlender Sonnenschein, idyllische Dörfer und Städte mit herausgeputzten Backsteinhäuschen und gepflegten Gärten, rund herum viel grünes Weideland mit Kühen, Schafen und Pferden vermittelten den Neckarsulmern alles andere als das Klischee von „kühlen Norden“. Gewöhnungsbedürftig war für die Schwaben anfangs, auch, dass sie zu jeder Tages- und Nachtzeit mit einem freundlichen „MOIN“ begrüßt wurden.
Ausgehend vom Quartier in Aurich ging es am ersten Tag nach Neuharlingersiel zu einer Überfahrt zu den See-hundbänken, von wo die Jahrgänger an Bord eines Krabbenkutters einen Einblick auf die ehemals lukrative Einnahmequelle des Krabbenfangs bekommen konnten. Heute werden die Krabben nicht mehr vor Ort, sondern in Marokko gepuhlt und gelangen nach weiterer Verarbeitung als frische Nordseekrabben auf den europäischen Markt.
Nach einem Bummel am Hafen und einer kleinen Deichwanderung zum berühmtesten gelb-rot-gestreiften Leuchtturm Ostfrieslands ließen die Jahrgänger den Abend bei einem der wunderschönen Biergärten ausklingen.
Typisch für die Region ist seit Generationen der Schiffsbau, wobei die Meyer-Werft in Papenburg als bekannteste und größte sich mit dem Bau von Kreuzfahrt- und Frachtschiffen einen weltberühmten Namen gemacht hat. Bei einer Führung konnten die Jahrgänger sich ein Bild machen, wie solche Kolosse in den riesigen Hallen in einer unglaublichen Bauzeit von nur 13 Monaten entstehen, um der Nachfrage und dem boomenden Markt der Kreuz-fahrtschifffahrt gerecht zu werden. Der Stapellauf dieser Ozean-riesen mit bis zu 13 Stockwerken auf der schmalen Ems bis zum Meer ist jedes Mal eine Herausforderung an die Kunst der Lotsen und dieses Ereignis lockt jedes Mal bis zu hunderttausend Zuschauer an.
Beim anschließenden Besuch in Emden, landläufig als Geburtsort von Otto Waalkes, dem wohl bekanntesten Ostfriesen, bekannt, konnten sich die Jahrgänger bei einer romantischen Grachtenfahrt rund um den Stadtkern bis in den Hafen von der Vielseitigkeit dieser Seehafenstadt ein Bild machen. Dabei war die Nähe zu Holland unverkennbar.
Am dritten Tag setzten die Jahrgänger über auf die Insel Norderney, die zu einem Bummel durchs Dorf, zu einem Spaziergang an der wunderschönen Strandpromenade oder einem erfrischenden Bad in den Nordseewellen einlud. Ausgehend vom Unesco Weltnaturerbe des Wattenmeers marschierten die Jahrgängerin einer 4-stündigen Watt-wanderung zurück aufs Festland und stapften oft knietief durch Schlick und Priele. Ohne gute Kondition und fachkundige Führung kann dieses Vergnügen leicht zu einem gefährlichen Unterfangen werden.
Als weiteres Highlight der Jahrgangsreise standen am letzten Tag die Städte Wilhelmshaven und Jever auf dem Programm, deren Historie unterschiedlicher nicht sein kann. Die Führung durch die erst 150 Jahre alte Stadt Wilhelmshaven, einst als Militärstadt und Marinestützpunkt gegründet und nach dem flottenbegeisterten Kaiser Wilhelm II benannt, erlangte haupt-sächlich als erster deutscher Kriegshafen seine Bekanntheit. Die Stadt wurde aus diesem Grund im Zweiten Weltkrieg nahezu vollständig zerstört und konnte nie mehr an die Bedeutung aus alten Zeiten anknüpfen. Wilhelmshaven ist heute noch Ausbildungsort für Marinesoldaten und Ausgangs-punkt für Schiffe der Bundesmarine für Einsätze in alle Welt. Zur Steigerung der Wirtschaftskraft in der Region liegen die Hoffnungen auf dem 2012 in Betrieb genommenen Container-Tiefwasserhafen Jade-Weser-Port, an denen die größten Containerschiffe der Welt an 16 Containerbrücken anlegen und ihre Ware löschen können.
Aber auch das Kulinarische aus der Region kam für die Jahrgänger nicht zu kurz. Gemeinsam sättigte man sich beim Labskaus-Essen, einer typischen Mahlzeit der Seeleute aus früheren Zeiten. Ob sich die Zusammen-setzung aus gestampften Kartoffeln mit Corned Beef, Roter Bete, Matjes, Gurken, Bismarckhering und Spiegelei auf dem Speiseplan der Neckarsulmer künftig wiederfinden wird, bleibt dahingestellt.
Der anschließende Besuch im mittelalterlichen Städtchen Jever mit Besichtigung der gleichnamigen Brauerei samt Bierverkost-ung rundeten den Tag ab.
Am Ende dieser Reise waren sich alle Teilnehmer einig, dass dieser Ausflug wohl alle Erwartungen in jeder Hinsicht übertroffen hat und dieses Erlebnis nur in bester Erinnerung behalten wird. Dank der hervorragenden Vorbereitung und der perfekten Organisation durch unseren Bernd Hinzmann, einem gebürtigen Wilhelmshavener (und seit 20 Jahren Neu-Neckarsulmer), haben die Jahrgänger so viel Neues über Land und Leute erfahren können und über die Vielseitigkeit dieser Region gelernt. Unter anderem auch, dass der schiefste Turm der Welt nicht in Pisa, sondern im ostfriesischen Suurhusen steht, was im Guinessbuch ausdrücklich festgehalten ist.
Aber alles hat ein Ende und die Heimfahrt gen Süden musste nach 6 Tagen leider doch angetreten werden.
Und dabei kam das einhellige Fazit:
Das war prima, 2014 sind wir wieder dabei.